Schul- und Prüfungsängste überwinden
Schul und Prüfungsängste sind ein komplexes Gebiet mit oftmals multicausalen Ursachen, deren Behandlung in die Hände eines guten Therapeuten oder Arztes gehören.
Typische Symptome der Schulangst
Ängste, egal welcher Couleur, lösen sehr oft körperliche Symptome aus. Typischerweise handelt es sich dabei um:
- Bauchschmerzen gepaart mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen
- Einnässen
- Schlafstörungen
- Aggressionen, die zum Teil völlig unangekündigt hervorbrechen.
Die davon betroffenen Kinder ziehen sich stark aus der Gemeinschaft zurück und verlieren jegliches Interesse am gemeinsamen Spielen und auch an ihren Hobbys. Jeder Tag, der mit der Fahrt zur Schule beginnt, wird zu einem Kampf.
In schweren Fällen kann es zu Panikattacken kommen
Gehen wir kurz den Ursachen für Schulangst auf den Grund
Schon in den 1970er Jahren war immer wieder die Rede von der Leistungsgesellschaft und derartige Diskussionen bezogen sich damals auch auf die Schulen. Fast ein halbes Jahrhundert später hat sich diese Situation geradezu potenziert. Bereits in den Grundschulen sind unsere Kinder faktisch einem unerbittlichen Leistungsdruck ausgesetzt. Die allenthalben geforderte Digitalisierung macht das nicht besser, weil das Beherrschen mehrerer ständig veränderlicher Betriebssysteme und Geräte eine zusätzliche hohe Anforderung an unsere Kinder darstellt.
Hinzu kommt dann der Wechsel von der Grundschule auf eine weiterführende Schule, zum Beispiel auf ein Gymnasium. Dort ist alles ganz neu und ganz anders. Sowohl Lehrer als auch Mitschüler sind neu und die Struktur des neuen Schulsystems verlangt dem Kind sofort und unmittelbar völlig veränderte Verhaltensmuster ab. Das verkraftet nicht jedes Kind gleichermaßen gut. Manche regieren darauf mit:
- massiven und nachhaltigen Lernschwächen
- sozialen Phobien
- Schul- und Freizeitstress
Die daraus resultierende Schulphobie wird zusätzlich verstärkt durch zu hohe Erwartungen der Eltern, die möglicherweise in eine falsche Wahl der Schulform mündeten. Wenn dann noch die Eltern ihre eigenen Versagensängste auf ihr Kind übertragen, sind bei diesem Verhaltensauffälligkeiten vorprogrammiert.
Was Eltern tun können
Spätestens dann, wenn eine Schulangst unverkennbar zutage tritt, sollte ein Kind ärztlich untersucht werden, um sicherzugehen, dass keine organischen Erkrankungen vorliegen. Allein eingeschränktes Hören oder Sehen bedeutet eine enorme Bürde für ein Schulkind. Sprechen Sie darüber hinaus unbedingt mit dem Klassenlehrer. Ansonsten gibt es in der Schule vielleicht einen Vertrauenslehrer oder einen „Eltern-Beauftragten“. Scheuen Sie nicht den Weg zum Schulleiter. Dieser ist letztendlich für das Geschehen in der Schule zuständig.
Natürlich müssen Eltern auch immer wieder das Gespräch mit dem Kind suchen, aber nicht in einer fordernden Weise in der Art: „Nun sag mir endlich, was mit Dir los ist!“ Das Kind muss erst einmal in Ruhe das nötige Vertrauen fassen, um psychisch überhaupt in der Lage zu sein, Ihnen darüber zu berichten, was es so bedrückend empfindet. Dies zu formulieren, ist nicht leicht für ein Kind und muss daher etwas vorbereitet werden.
Bewährt hat sich zum Beispiel ein gemeinsamer Zoobesuch an einem schönen Spätsommertag. Nach Betrachtung der vielen Tiere bietet sich eine Ruhepause auf einer Bank an, eine gute Gelegenheit, nach ein paar Minuten, vielleicht bei einem leckeren Eis, ins Gespräch zu kommen, bei dem Sie sich extra viel Zeit lassen. Beziehen Sie Ihr Kind unbedingt auf Augenhöhe mit ein, wenn es dann darum geht, nach Lösungen für das Problem zu suchen. Oftmals machen die Kinder selbst in dieser Situation sehr gute Vorschläge, weil sie schon viel darüber nachgedacht haben.
Bei einer stark ausgeprägten Angststörung kommen Sie um eine psychologisch-therapeutische Behandlung gar nicht herum. Dabei werden auch die Eltern und sogar Lehrer einbezogen. Erste Ansprechpartner sind in solchen Fällen neben dem Kinderarzt die Kinder- und Jugendpsychologen in den Jugendämtern.
Das Kind einfach zu Hause zu lassen, ist schon aus rechtlichen Gründen keine Option. Schicken Sie also Ihr Kind auf jeden Fall in die Schule. Die ständige Konfrontation damit hat auch eine heilende Komponente. Es ist grundsätzlich nicht sinnvoll, dass ein Kind lernt, dass es unangenehme Situationen im Leben doch einfach vermeiden kann. So wird es später im Berufsleben und in seiner eigenen Familie nicht weiterkommen.
Hier folgen nun ein paar Hinweise darauf, wie Sie Ihr Kind konkret unterstützen können:
- Stets Trost und Ermutigung zusprechen.
- Aufregung über schlechte Zensuren oder gar eine Bestrafung dafür ist sehr kontraproduktiv.
- Ihr Kind soll immer wissen, dass es von seinen Eltern bedingungslos geliebt wird, unabhängig von seinen schulischen Leistungen.
- Qualitative Vergleiche mit anderen Kindern oder den Geschwistern führen eher zu Kränkungen.
- Schrauben Sie gegebenenfalls Ihre hohen Erwartungen an Ihr Kind zurück, um dem Leistungsdruck so den Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Ihr Kind braucht ausreichend Schlaf und keine Hausaufgaben bis 22 Uhr.
- Nachhilfe und Förderunterricht, in manchen Fällen sogar eine sonderpädagogische Förderung, können in vernünftigem Maß helfen. Wenn von sechs Wochen Ferien 14 Tage für eine derartige Förderung verwendet werden, mag dies ein sinnvolles Vorgehen sein. Doch nach der Schule täglich zwei Stunden Nachhilfe kommt bei Ihrem Kind nur als Abschreckung gegen das Lernen an.
- Prüfen Sie auch, ob Sie tatsächlich die richtige Schulform für Ihr Kind gewählt haben. Der Wechsel vom Gymnasium zur Realschule beispielsweise kann in Einzelfällen Wunder bewirken. Damit wird ja nicht in Stein gemeißelt, dass Ihr Kind niemals das Abitur macht und niemals studieren kann. Ganz im Gegenteil: Falls die Maßnahme Erfolg bringt, wird die Motivation bei dem Schüler so wachsen, dass eine spätere Rückkehr auf ein Gymnasium sogar sehr wahrscheinlich ist.
- Bei Lernblockaden oder Prüfungsangst helfen Entspannungstechniken. Insbesondere Kinder-Yoga, aber auch das altbewährte autogene Training, wirkt beruhigend und entkrampfend zugleich.
- Beruhigungsmittel sind für Kinder deshalb keine Option, weil sie lernen und sich daran gewöhnen müssen, stressige Situationen, die auch mal Angst auslösen, auszuhalten.
- Laden Sie die Schulkameraden und weitere Kinder aus der Umgebung nach Hause ein, um die sozialen Kontakte Ihres Kindes zu bereichern. Dies ist sehr wichtig, damit Ihr Kind später in der Lage ist, als Erwachsener lebensentscheidende Netzwerke aufzubauen.
- Auch die Mitgliedschaft in einem Fußball- oder Schwimmverein sowie in einem Jugendorchester trägt immens zum Aufbau von Selbstbewusstsein bei Ihrem Kind bei.
- Kenntnisse zum Thema leichter Lernen, Zeitplanung und Lernmethodik sind sehr hilfreich. Hier gibt es unterschiedliche Seminarangebote. Ideal ist es, wenn Seminare für Eltern und Kinder angeboten werden.
- Mentales Training, erkennen von Glaubenssätzen, Verändern von “Vor”-Urteilen ist ungemein hilfreich, sofern es von erfahrenen Trainern oder Lehrern angeboten wird. Auch hier empfielt sich die Teilnahme von Eltern und Kindern als gemeinsames Erlebnis.
Prüfungsangst bei Erwachsenen
Wer als Erwachsener unter Prüfungsängsten leidet, hat dies möglicherweise jenen Fehlern zu verdanken, die während seiner kindlichen Entwicklung passiert sind. Das heißt aber nicht, dass nun alles zu spät ist, denn jeder kann bewusst an sich selbst arbeiten.
Auch für den Erwachsenen gilt, dass Beruhigungsmittel oder gar Aufputschdrogen kontraproduktiv sind. Stattdessen sollte sich jeder bewusst machen, dass seine Prüfer einst an gleicher Stelle gewesen sind, ebenfalls unter mehr oder weniger starken Ängsten gelitten haben und die Hürden schließlich überwunden haben. Mit der Idee: “Prüfungen sind Gelegenheiten, um zu zeigen, was ich kann!”
Sind Prüfungen leicht und ohne Aufregung zu meistern. Machen Sie sich klar, dass esnicht um eine Beurteilung Ihrer Person geht, und dass es nicht darum geht “jemanden nicht zu enttäuschen”. Das sind Muster aus der Kindheit, die heute keine Rolle mehr spielen.
Sie können davon ausgehen, dass die meisten Prüfer eine tiefe Solidarität mit den Prüflingen empfinden und Ihnen nicht böswillig Knüppel in die Speichen werfen, sondern sich darum bemühen, Ihnen lösbare Aufgaben vorzulegen, die oftmals viel weniger kompliziert sind, als Sie vielleicht befürchten. Fassen Sie also Ihren ganzen Mut zusammen und gehen Sie zuversichtlich in die Prüfung.
AuxiliO Seminare und Coachings
Wir bieten gezielt für Schüler und Erwachsene Seminare und Coachings an. In den AuxiliO-Seminaren „Mit Freude und Leichtigkeit erfolgreich lernen“ untersuchen wir, wie bei jedem Teilnehmer individuell seine Angst entsteht. Wir erstellen gemeinsam ein „Notfallprogramm“ und erleben gemeinsam eine Prüfungssituation.